Entwicklung der Werbemittelindustrie in Deutschland bis ca. 1950 – Teil 1

Entwicklung der Werbemittelindustrie in Deutschland bis ca. 1950 – Teil 1

Der Begriff der Werbung beinhaltet allgemein alle Maßnahmen zur Förderung des Verkaufs und Bekanntmachung von Waren, zur Imagepflege eines Unternehmens oder einer Marke und die gezielte Informationsverbreitung in der Öffentlichkeit. Heutzutage gibt es verschiedene Arten von Werbung angefangen bei gedruckten Werbeanzeigen in Zeitschriften und auf Plakaten bis hin zu Spots im Fernsehen, Kino oder im Radio. Online Werbung oder Werbeartikel wie Werbegeschenke und Sponsoring gehören ebenfalls dazu. Werbung kann zielgruppenorientiert oder massentauglich, direkt oder indirekt eingesetzt werden und dient dazu, Kunden zu gewinnen und Konsumenten zu binden.

 

Aber wie entstand eigentlich Werbung und wie ist sie zu dem geworden, was wir heute darunter verstehen?

Es gibt Werbung bereits seit tausenden von Jahren, wenn man sie begrifflich als Förderung zum Verkauf und Verbreitung von Informationen fassen möchte. Bereits in der Antike priesen Marktschreier ihre Waren an und im alten Rom verbreiteten Ausrufer Informationen von öffentlichem Interesse, auch den Handel betreffend. 2.000 Jahre alte Steintafeln semitischer Händler bezeugen, dass sie damals bereits gut sichtbar auf ihre Produkte aufmerksam machen wollten. Das Ausrufen und Bewerben von Waren in dieser Form gab es bis ins Mittelalter hinein.

Werbung, wie sie unserem Verständnis heute eher entspricht, entsteht etwa im 17. Jahrhundert. Obwohl der Buchdruck bereits im 15. Jahrhundert erfunden wurde, dauerte es noch etwas, bis Werbeblätter im großen Stil produziert und verbreitet werden konnten. 1650 ging die erste Tageszeitung in Deutschland in Druck und mit ihr ein geeignetes Medium, um Werbeanzeigen zu schalten. Gegen Bezahlung konnten Händler hier ihre Waren eintragen lassen, damals noch als einfache Produkthinweise. Der Staat richtete daraufhin sogenannte Intelligenzblätter ein, in denen Händler kostenpflichtig werben konnten und verbot die Zeitungswerbung, um mehr Geld für die Staatskasse einzunehmen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Zeitung für die Werbung wieder freigegeben und von da an regelrecht mit Werbeanzeigen überflutet. Um 1900 bestand die Tageszeitung fast nur noch aus Werbung, der redaktionelle Teil war fast verschwunden.

Mit der industriellen Revolution in Deutschland gewinnt die Werbung immer mehr an Bedeutung, denn jetzt können Waren massenhaft produziert werden, der Markt in Deutschland erfährt eine Übersättigung. Es werden nun auch solche Güter produziert, die nicht zum Lebensnotwendigen gehören. Luxusartikel entstehen und sollen an den Mann gebracht werden. Dafür müssen aber erst einmal mittels Werbung entsprechende Bedürfnisse und Wünsche geweckt werden. Es ist auch die Zeit, in der die ersten Markenprodukte entstehen, die beworben werden müssen, weil niemand sie kennt. Heute noch bekannte Marken starten erste große Werbekampagnen. Dass sich Produkte als Marken dauerhaft etablieren konnten, zeigen die auch heute noch gängigen Stellvertreterbegriffe für bestimmte Produkte wie „Tempos“ für Taschentücher oder „Maggi“ für Suppenwürze.

Um sich von der Masse abzuheben und seine Produkte zu verkaufen, wird der Ton in der Werbung systematischer. Erstmals werden verschiedene soziale Schichten beworben und die Zielgruppenwerbung wird geboren. Die Produkte werden mit geschönten Bildern idealisiert dargestellt und die Gefühle des Konsumenten angesprochen.

Technische Neuerungen, Elektrizität und Farbdruck erlauben bald eine bunte und leuchtende Reklame, wie die Werbung bis zum ersten Weltkrieg noch genannt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Litfaßsäule als Werbeträger; die Werbung wurde immer öffentlicher und präsenter. Einen regelrechten Reklamerummel gab es in den 1920er Jahren in den Großstädten. Plakate und Litfaßsäulen zierten das Stadtbild, Maskottchen verschiedener Marken liefen durch die Einkaufsstraßen und Zeitungen waren voll mit Werbeanzeigen. Auch die bekannten Emailleschilder mit Produktbildern und -hinweisen waren an den Fassaden der Geschäftshäuser angebracht.

Das war auch die Zeit der ersten Werbeartikel. Bierdeckel und Streichholzschachteln konnten mittlerweile bedruckt werden. Die durch die Industrialisierung geschaffene Möglichkeit der Massenproduktion, erlaubte deren tausendfache Vervielfältigung. Blechdosen mit Firmenlogo für Kaffee oder Schokolade, waren zu dieser Zeit ebenfalls beliebte Werbeartikel. Doch nicht nur in den Printmedien wurde Werbung geschaltet oder als Beigabe zur Ware die Kunden umworben, auch die Filmindustrie stieg in die Werbebranche ein und zeigte Werbefilme in den Kinos. Die Wirtschaft blühte in den 1920er Jahren und damit ebenso die Werbung. Seither wird der Nutzen der Werbung auch wissenschaftlich erforscht und die Werbebranche als Teil des Arbeitsmarktes etabliert sich. Auch Künstler entdecken den Markt für sich und erstellen Texte und Bilder für Werbezwecke.

Während des zweiten Weltkrieges steht die Werbeindustrie beinahe still. Radio, Fernsehen und Zeitungen werden für Propagandazwecke gleichgeschaltet und preisen nur Waren an, die sich in die nationalsozialistische Ideologie einfügen. Viele Produkte werden politisiert und andere Werbung verboten.

Erst in den 1950er und 1960er Jahren erneuert sich die Werbeindustrie und erlebt einen regelrechten Boom. Lesen Sie dazu unserem zweiten Teil.

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